23.01.2016

3. Der blinde Maler – Aquarelle 1987 / Holzreliefs 1988 / Aquarelle ab 1988


Harmonische Farbspiele ohne Augenlicht 

"Geboren 1925 machte er eine Lehre als Schriftsetzer in seinem Heimatort Winterthur und interessierte sich sehr rasch für das Kreative und die Gestaltung. Das bewog ihn dann, in den Jahren 1948/49 Malkurse an der Kunstgewerbeschule Zürich zu besuchen, wo er die Aquarellmalerei für sich entdeckte. 
1950/51 weilte er in Florenz, wo er an der Accademia delle Belle Arti Lektionen für Aktzeichnen, Malen und Kunstgeschichte nahm. Es folgte noch ein Semester an der Akademie für angewandte Kunst in Wien. 
1952 siedelte er nach Lugano über. Dort eröffnete er eine kleine Druckerei mit grafischem Atelier. Die Arbeit nahm ihn fortan so in Anspruch, dass zum Malen wenig Zeit blieb. 
Erst 1985 stellte er seine Werke im grösseren Rahmen in einer Galerie in Lugano aus. Nebst figurativen Landschaftsbildern und Stillleben, sowie feiner Blumenaquarelle, waren viele farbige Kompositionen in Öl und Aquarell gehalten und meist geometrisch oder kubistisch angeordnet. 

Zum Zeitpunkt seines grössten Erfolges, als er gerade entschied, sich fortan in seinem kleinen Atelierhaus in Curio nur noch der Malerei zu widmen, erkrankte er an den Augen und erblindete. Nach einer schweren Depression, begann Ernesto Weber 1987 trotz allem wieder mit dem Malen und erlangte schliesslich internationale Anerkennung. Bis zu seinem Tod 2008 lebte er in Locarno."

Tessiner Zeitung, August 2009, anlässlich der Retrospektive in Curio


Werke nach der Erblindung (1987–2000)
Aquarelle, Oelbilder, Mischtechnik, Holzreliefs

"Das innere Licht
Medizin und Chirurgie können nicht helfen. Nun ist Ernesto Weber blind. Die ersten Monate verstreichen eintönig, es gelingt ihm nicht, die Krise zu überwinden, die nach der plötzlichen Erblindung eingetreten ist. Alles ist anders und das Zurechtfinden in der ständigen Dunkelheit schwierig. Er muss lernen, sich zu bewegen und die Hindernisse zu meistern, die er jetzt nicht mehr sehen kann. Die ersten verständlichen Misserfolge entmutigen ihn, und er gerät in einen Zustand von Apathie. Gleichzeitig vernimmt er eine innere Stimme, die ihn ermutigt, anspornt und ihm Hinweise gibt, wie er in seiner verworrenen Lage vorzugehen hat. 
In den langen Wochen des Spitalaufenthaltes wird der Wunsch nach einer Beschäftigung immer stärker. Er hört von Blinden, die Erstaunliches zustande brachten und eine vollwertige Berufsarbeit ausüben. 
Die Vorstellung wieder zu malen, verstärkt sich bei Ernesto Weber immer mehr. Aber wenn er mit jemandem darüber spricht, wird ihm höflich aber bestimmt davon abgeraten. 
Allmählich geht aber in seinem Innern ein Licht an und er greift wieder zu Pinsel und Farben. Es ist wie ein Überlaufen eines Stausees. Alles was sich über Monate in seinem Innern angestaut hat, bricht auf. 

Er entwickelt ein System, um damit Farbtuben zu kennzeichnen und lesbar zu machen. Anfänglich erhält jede Farbtube und jedes Töpfchen eine bestimmt Anzahl von Zündholzstückchen, die den Farbton für den Blinden sofort tastbar und so erkennbar zu machen. 
Später, nachdem er die Blindenschrift erlernt hat, entwickelt er ein Zahlensystem. Jedem Farbton wird eine Zahl zugeordnet, was ihm erlaubt, ihn präzise zu identifizieren. 

Die Bildfläche ist das Problem, denn wie soll er wissen können, an welchem Punkt auf dem Papierblatt er sich befindet? Er behilft sich zuerst wieder mit Holzstäbchen für die vertikalen und horizontalen Richtlinien und um Beziehungspunkte auf dem Papier zu bestimmen. Ernesto Weber schneidet für die Konstruktion des Bildes die erdachten Formen aus Halbkarton aus und empfindet die formale Bildgestaltung tief über den Tastsinn.

Es entsteht eine Abfolge von Bildern, und diejenigen, die diese Blätter sehen, können es nicht glauben, dass diese faszinierenden Aquarelle von einem Blinden gemalt wurden." 

(Auszug aus dem Buch von Giorgio Cesconi "Ernesto Weber – vom sehenden zum blinden Maler")



Aquarelle 1987


Allerlei, 1987

Am Bach, 1987

Aus der Vogelschau, 1987

Blauer Block, 1987

Blick ins Blaue, 1987

Blumenbeet, 1987

Blumenmeer, 1987

Buntes Papier, 1987

Buntes Treiben, 1987

Das Lied der Nachtigall, 1987


Der Kelch, 1987

Der rote Stuhl, 1987

Die Felsen, 1987

Die Höhle, 1987

Eisbedeckt, 1987

Mutter Erde, 1987

Farben durchs Gitter, 1987

Freude, 1987, Aquarell, 25x19 cm

Geheimnis, 1987

Geheimnisvoll, 1987

Geistwesen, 1987

Geldregen, 1987

Gewitter, 1987

Wolken am Himmel, 1987

Tiere an der Futterkrippe, 1987

Kirchenfenster, 1987

Herbst, 1987, Aquarell, 32x25 cm

Im Himmel, 1987

Im Brennofen, 1987

Mein Garten, 1987

Im Regenwald, 1987

Jakobsleiter, 1987

Kerzen am Adventskanz, 1987

Kristallhöhle, 1987

Lebensfreude, 1987

Leichte Strenge, 1987


Lichterglühen, 1987

Mann im Mond, 1987

Alte Mauer, 1987

Wirbel mit Gold, 1987

Mondschein, 1987

Quellgrund, 1987

Rote Mitte, 1987

Auf dem Rummelplatz, 1987

Tanzendes Blau, 1987

Blaue Wolken über Europa, 1987

Zerbrechliches Eis, 1987

Waldgeister, 1987



Holzreliefs 1988

"In der Sozialrehabilitation in Basel bekommt Ernesto Weber eine gründliche Ausbildung, die ihn trotz seiner Behinderung immer selbständiger werden lässt. Während des Werkunterrichts und in seiner Freizeit nach der Schule setzt er seine schöpferische Arbeit fort.
Er beginnt Holzreliefs herzustellen. In einer Schreinerei sammelt er Holzstücke, die er zu einem Bild gestaltet und vielschichtig übermalt, oftmals mit mehr als zehn Farbschichten, um Farbtöne mit geheimnisvollen Effekten zu erreichen. Es gelingt ihm sogar, die Formen selbst aus Holz auszusägen, unter Verwendung einer elektrischen Bandsäge.
Abends nach den Schulstunden arbeitet Ernesto Weber unablässig an seinen Reliefs und Aquarellen, so dass sich im Laufe der Monate immer mehr Werke ansammeln. Als die Lehrerschaft gewahr wird, was entstanden ist, zeigt sich die spontane Bereitschaft, eine Ausstellung über Webers Schaffen nach der Erblindung in die Wege zu leiten.
Im Mai 1988 findet in Aesch BL eine Ausstellung mit über achtzig Werken des erblindeten Malers statt. Die Ausstellung wird ein grosser Erfolg und eröffnet dem Maler neue Möglichkeiten, so dass er im Herbst in Basel und Zürich zwei neue persönliche Ausstellungen durchführen kann."

(Auszug aus dem Buch von Giorgio Cesconi "Ernesto Weber – vom sehenden zum blinden Maler")


Auch Blinde sehen, 1988, Holzrelief

Dialog, 1988, Holzrelief

Schlichtes Kreuz, 1988, Holzrelief

Grüne Landschaft, 1988


Im Wartezimmer, 1988, Holzrelief

Organisches, 1988, Holzrelief

Rote und grüne Kreise, 1988, Holzrelief

Ruhe, 1988, Holzrelief

Ruhendes Zentrum, 1988, Holzrelief

Saiten, 1988, Holzrelief

Altstadt, 1988, Holzrelief

Farbige Geometrie, 188, Holzrelief, 45x53 cm

Farbiger Klang, 1988, Holzrelief, 45x42 cm

Lichtscherben, 1988, Holzrelief, 50x60 cm



Aquarelle ab 1988

"... Das Mystische, das in den Werken von Ernesto Weber mit lebt, ist für viele nicht nur faszinierend, sondern auch unheimlich. Es ist eine Begegnung mit einer anderen Welt, mit einem Schicksal, das Menschliches und Künstlerisches aus der Dunkelheit heraus zusammenfliessen lässt. Eine ungewohnte Begegnung. Gleichzeitig aber auch eine prägende. Und eine, die Mut macht."

(Auszug aus Tages Anzeiger Zürich, 24.12.1988)


Aquarell 1, 1988

Atemholen, 1988, Aquarell


Blumen, 1988, Aquarell

Blühender Mohn, 1988, Aquarell

Evolution, 1988, Aquarell



Grenzenlos, 1988, Aquarell

Heller Klang, 1988, Aquarell

Inselwelt, 1988, Aquarell

Kalte Stadt, 1988, Aquarell
Körperhaftes, 1988, Aquarell

Lebensfreude, 1988, Aquarell

Lichter in der Nacht, 1988, Aquarell

Märchenreigen, 1988, Aquarell








Quo Vadis?, 1988, Aquarell

Reflexe, 1988, Aquarell


Sommermorgen, 1988, Aquarell

Über dem Wasser, 1988, Aquarell

Unter der Brücke, 1988, Aquarell

Verglühen, 1988, Aquarell

Versprühendes, 1988, Aquarell

Verzauberung, 1988, Aquarell

Warmer Tag, 1988, Aquarell

Werden, 1988, Aquarell

Crescendo, 1988, Aquarell, 36x27 cm

Das Auge, 1988, Aquarell
Freude, 1988, Aquarell



Melancholie, 1988, Aquarell, 40x31 cm

Unbeschwert, 1988, Aquarell, 38x30 cm

Malerfreude, 1988, Aquarell, 36x27 cm




Winterzauber, 1990, Aquarell, 35x47 cm

Traumland, 1990, Aquarell

Behütet, 1990, Aquarell

Tirrenia, 1993, Aquarell

Farbpalette, 1991, Aquarell




Am Lukmanier, 1992, Aquarell




Schön ist die Jugend, 1996, Aquarell, 40x27 cm


Lebensfülle, 1999
Gestrichen, 1999


Das Licht, 1999, Aquarell, 57x28 cm



Starke Farben, 2000, Aquarell










































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